Yunnan 2017 – 24.04.2017

Heute verlassen wir Menghai, kommen aber in 4 Tagen wieder. Unser Ziel ist Yiwu. Das heißt 4 Stunden im Bus. Yiwu ist ein Dorf und ein sehr bekanntes Teeanbaugebiet. Es ist bekannt für seine milden, eleganten, femeninen Tees. Die Fahrt kann man als abenteuerlich bezeichnen. Mit meinem Auto wäre ich diese Strecke nie gefahren, vielleicht mit einer KTM, aber unser Fahrer hat das Ganze mit einem Bus gemeistert. Respekt! Bevor wir in Yiwu ankommen, biegen wir in Richtung des Dorfes Gao Shan ab. Gao Shan heißt hoher Berg und ist wider Erwarten gar nicht so hoch, nur 1200 m. Aufgrund der Busfahrt durch die Serpentinen hätte ich Lage des Dorfes um einiges höher geschätzt. In Gao Shan werden wir von Herrn Zhou empfangen. Er zeigt uns seinen Teegarten. Die Bäume, die hier stehen, wurden alle schon mal geköpft. Das ist aber über 100 Jahre her. Man kann davon ausgehen, dass sie sich in dieser langen Zeit weitgehend regeneriert haben. Es ist wieder keine Monokultur, also eine sehr gute Basis für einen Spitzentee.

 

Im Anschluss können wir unter Anleitung selbst Tee kochen. Das Teekochen im Wok dauert zwischen 8 und 15 Minuten, je nach Größe und Feuchtigkeit der Blätter. Es gibt keine feste Zeit, man erkennt am Geruch, wann das Kochen fertig ist. Die Temperatur des Wok sollte anfangs bei 250 Grad liegen und wird im Verlauf des Kochens bis auf 140 Grad abgesenkt. Der Wok hat verschiedene Temperaturzonen im Idealfall hat er zu Beginn unten 250 Grad, in der Mitte 200 Grad und im oberen Drittel nur 160. Zum Kochen gehören immer zwei Leute. Einer steht am Wok und ein zweiter regelt die Wärmezufuhr in dem er Holz aus dem Ofen entnimmt oder hinzufügt. Die Temperatur der Teeblätter sollte bei 60 Grad liegen. Die Blätter müssen so gewendet werden, dass jedes Teeblatt den Wok einmal berührt. Yu sagt es ist wichtig, dass die Blätter langsam die Feuchtigkeit verlieren. In den Wok kommen 5 kg Blätter und diese verlieren beim Kochen 10% Gewicht.

Die Blätter werden aus dem Wok genommen und auf einer Bambusmatte ausgebreitet. Es ist ähnlich wie wenn man Streusel auf einen Kuchen verteilen würde. Sie sollen ihre Temperatur verlieren und gut verteilt sein. Wenn sie abgekühlt sind, beginnt das Rollen. Man soll nur mit den Handballen Druck ausüben und den auch anfangs sehr gering halten. Das entstehende Blätterknäul wird immer wieder aufgelockert. Das ist wichtig, damit die Blätter nicht brechen. Man merkt, dass die Blätter weicher und langsam feuchter werden. Nun soll man den Druck erhöhen und das ganze Gewicht des Oberkörpers einsetzen. Zum Schluss wird der Tee an der flachen Hand zu Streifen gerollt. Das ist Typisch für Yiwu.

Jetzt kann der Tee zum Sonnentrocknen ausgebreitet werden. Das dauert je nach Wetterlage ein bis zwei Tage. Wir können jetzt noch einen Tee aus Gao Shan und einen Bo He Tang probieren. Der Gao Shan war sehr gut und Bo He Tang war herausragend. Ich freue mich schon auf morgen, denn da werden wir nach Bo He Tang laufen.

Je länger ich hier bin, umso mehr wird mir klar, dass beim Pu-Er-Tee, nicht der direkte Geschmack beim Trinken wichtig ist, wie z. B. beim Grünen, sondern was danach passiert. Man schmeckt gute Pu Ers noch eine gute halbe Stunde nachdem man sie getrunken hat. Das habe ich vorher nur bei gelagerten Oolongs geschmeckt. Im Übrigen trinke ich normalerweise beim Blogschreiben Bier. Heute habe ich mir einen 2008er Yiwu gegönnt und er war toll. Jetzt warten 6,5 Stunden Schlaf auf mich und ich freue mich auf morgen.

Ihr…..Frank Wiebach

 

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