Heute geht es in die Produktionsstätte der Familie Ooishi bei Miyakonojō, das ist eine ziemlich Überraschung, da der Familienbetrieb erst seit kurzem bei Marimo vertreten ist und bisher noch nie eine Gruppe Teehändler aus dem Ausland empfangen hat.
Bevor es losgehen kann, müssen wir erst noch am Bahnhof unsere JapanRail-Coupons gegen die gültigen Tickets eintauschen und aktivieren, das ist trotz Übersetzungshilfe gar nicht einfach, zumindest nicht für den neu eingelernten Mitarbeiter am Schalter, der das nach eigener Aussage zum ersten mal macht. Ich schaue dabei stumm zu und versuche möglichst unterstützend zu schauen, ab und zu nicke ich zustimmend, während sich hinter mir eine kleine Warteschlange bildet. Am Ende klappt alles und wir steigen in den Zug von Miyazaki Richtung Kagoshima-Chūō.
Als wir ankommen, ist die ganze Familie aus dem Häuschen, es wird begrüßt, hin- und hergeräumt, Hausschuhe zusammen gesucht, immer wieder kurz unterbrochen von einem Sprung zur Teeproduktion, die im vollem Gange ist und ständige Aufmerksamkeit braucht.
Nach der Vorstellungsrunde und einer Tasse unglaublich gutem und intensiven Sencha bekommen wir die Teeproduktion gezeigt.
Nachdem die Blätter in gewünschter Form sind, wird der Tee final getrocknet und anschließend sortiert, sowohl nach Größe, als auch nach Beschaffenheit.
Von München aus beginnt eine Teereise immer erst mal mit einem langen Flug. Das Tea House war schon oft in Japan, für mich ist es allerdings die erste Japanreise überhaupt. Nach Miyasaki, der ersten Station dieser Reise, fliege ich mit Umstieg über Helsinki und Tokio, dabei überquerte ich scheinbar den Nordpol, wie man mir schriftlich mitteilt.
Da ich mein Gepäck nicht für den Weiterflug nach Miyazaki durchchecken konnte, muss ich nach der Landung meinen Koffer abholen und mit meinem Gepäck einen Halbmarathon zur Einreisekontrolle laufen, die Warteschlange davor bewegt sich zwar in schnellem Schritt, bei über 20 Reihen von etwa 50 Metern ist sie aber einen guten Kilometer lang. (und Fotografieren ist dort nicht erlaubt). Einreise, wieder Einchecken und Wechsel zum Terminal 1 für Inlandsflüge verlaufen aber reibungslos, so dass mir danach nur noch eins zu tun bleibt, drei Stunden warten auf den Flug nach Miyazaki.
Miyazaki erreiche ich gegen 21 Uhr, bis zum Hotel brauchte ich noch etwa eine halbe Stunde, nach über 30 Stunden Reisezeit, gibt es dann endlich eine warme Dusche und ein bequemes Bett.
Am 3. Mai steht noch kein Programm, ich nutze also den Tag, um die Stadt zu erkunden und meine japanische Simkarte für mobile Datennutzung zu aktivieren, dauert auch länger als erwartet.
Nach dem Frühstück geht es erstmal in den nächsten großen Supermarkt, rein aus Interesse, außer einer Packung Erdnüsse (Pīnattsu) als Reiseproviant brauch ich eigentlich nichts.
Die zweite Hälfte des Tages schlendere ich durch die „Awakihara Forest Park Promenade“ welche als begrünter Pfad parallel zum Meer verläuft, Miyazaki ist bei nur knapp 400.000 Einwohnern allerdings doppelt so groß wie München von der Fläche, und ich merke, dass ich mich doch etwas verschätzt habe, als ich erst gegen 18 Uhr am Strand ankomme.