Heute beginnt die Reise mal nicht mit dem Frühstück, sondern mit der Suche nach dem Frühstück. An der Rezeption wird uns gesagt, es wäre „oben“. Nach drei Stockwerken Richtung „oben“ befinden wir uns aber vermutlich in den Privatzimmern eines unbeteiligten Inders.
Ist das noch Teil von unserm Hotel?Hier ist zumindest eine Küche, schaut aber nach Selfservice aus.„Ich glaube wir sind hier falsch.“
Wir kehren um, unser Frühstück erwartet uns im Hotel nebenan, die Grenze zwischen den Hotels verläuft insgesamt fließend. Dort müssen wir à la carte bestellen, es gibt Eier und Brot in allen Variationen, die Kombination eine Scheibe Toast zu unserem Omelett zu bekommen ist aber nicht vorgesehen. Wir schaffen es am Ende, indem wir Marmelade dazu bestellen. Der Darjeeling-Tee kommt süß gezuckert, die Marmelade in der Geschmacksrichtung Bubblegum … ich weiß auch nicht.
Dafür ist die Aussicht großartig. Gangtok ist mit 100.000 Einwohnern die größte Stadt Sikkims und erstreckt sich über ein Gebiet in etwa der Größe des Münchner Stadtteils Bogenhausen, aber wenn man den Berg hinabschaut, ist kein Ende in Sicht.
Von unserem Ziel, dem Teegarten Temi, sind wir Luftlinie nur etwa 20 km entfernt. Hier bedeutet das etwas über 1 ½ Stunden Fahrt. Sikkims Straßen sind gut, wir sehen zum ersten Mal einen Mittelstreifen seit unserer Ankunft.
Gebaut wird entlang der Straße ständig und überall.Staudamm in Bau. Sikkim setzt auch auf nachhaltige Stromerzeugung.Dieses Schild führt noch nicht zu Ziel. Fabrik und Verwaltung sitzen einige Kurven weiter den Berg hinaufDas ist Sie, die Teefabrik des Teegarten Temi. Die letzten Schritte meistern wir zu Fuß, unser Fahrer Parkt vor den Schranken des Betriebs.Wir erreichen Temi offensichtlich zur Mittagspause der Teepflücker.Wir kommen Angemeldet, etwas warten müssen wir dennoch. Temi bietet, gegen Bezahlung, auch Führungen für Touristen an. Da wir pünktlich zur Mittagspause angekommen sind wird wird uns ebenfalls erstmal eine solche Tour angeboten.Wer sich das mitschreiben Sparen möchte, eine praktische Übersicht. Da die Pflücker grade Tee trinken starten wir mit Punkt 4.Withering: das Welken, die Blätter verlieren hier einen Großteil ihres Wassers, das dauert etwa einen halben Tag.
Insekten sind hier noch ein gutes Zeichen, schließlich handelt es sich um einen Bio-Zertifizierten Teegarten. Im Bild rechts zieht man das die langen Container relativ flach sind, damit die Blätter gut durchlüftet und nicht vom Eigengewicht zusammen gedrückt werden. Zusätzlich blasen Ventilatoren von unten Luft durchs Gitter.Nun kommen wir zum „Rolling“, die gewelkten weichen Blätter werden hierbei von der Maschine gegeneinander gerollt das bricht die Zellwände in den Blättern damit der Fermentationsprozess in vollen Gang kommt.Fermentation: die Blätter haben noch etwas Restfeuchte in sich. Das dauert je nach gewünschtem Endergebnis und Ausgangsmaterial länger oder kürzer. Je länger desto stärker oxidiert der Tee und wird dunkler in der Tasse.Ein Arbeiter wendet die Blätter.Trocknen: Dieser Etagentrockener fixiert den Fermentationsgrad der Blätter, und Trocknet sie, dass dauert bei 120° nur ein paar Minuten.Über ein Förderband laufen den Blätter langsam nach unten durch den Ofen.Danach steht hauptsächlich noch eins an: Sortieren, das übernimmt unter anderem diese Maschine. Die Blätter rütteln über ein Sieb und fallen je nach Größe am Ende in den passenden Behälter.Am Ende müssen aber noch mal viele geübte Hände rann, diesen Frauen entgeht nichts. Abgepackt wird in solche Säcke, zwischen 10kg bis 20kg je nach dem wie Kleinblättrig die Aussiebung ist. Bei diesen Packungen handelt es sich um die besten „FTGFOP“ Qualitäten, die Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe. Eine Chargennummer ist auch immer angegeben.
Gut zu sehen die Beschriftung der einzelnen Säcke: T.G.BOP (Tippy Golden Broken Orange Pekoe), G.O.F. (vermutlich: Golden Orange Fannings, Blattkrümel) und Dust (Staub)Nach der Tour locken uns die Teefelder draußen doch mehr als im Wartezimmer zu sitzen.Ob Frank grade an Tee denkt?Grüne Teebüsche bereit für die Ernte in jede Richtung. Fast 180 Hektar umfasst Temi.Keine Sorge, dieser radikale Rückschnitt gehört zur Routine im Teegarten, alle 4 Jahre werden die Pflanzen soweit gestutzt. Schon 6 Monate später können sie wieder geerntet werden
So einen dicken Stamm habe ich bei einer Plantagenpflanze noch nie gesehen. Die Steinbrücken erinnern mich an historische Ruinen.
Wir holen uns noch selbst ein kleines Mittagessen, dann ist es auch Zeit für ein Treffen im Büro der Fabrik mit Herrn Ningma. Wir erfahren so Allerhand über Temi und klären noch ein paar Fragen. Am Ende bekommen wir noch ein paar Samples und ein Foto, Vielen Dank.
v.l.n.r. Milian (Teahouse), Alex (Rimpocha), Mister Ningma (Temi), Frank (Teahouse)
Auf der Abfahrt sehen wir sie dann doch noch, die Teepflücker zwischen den Teebüschen. Um die 400 Menschen arbeiten im Teegarten Temi. Fast alles ist Handarbeit, dort wo Maschinen zum Einsatz kommen tun sie dies unter ständiger Mitarbeit von Menschen. Vom Blatt bis zum fertigen Tee steckt in jedem Gram viel Arbeit.
Sicher keine leichte Arbeit, aber wenn man gut hinschaut, sieht man immer mal wieder ein Lächeln im Gesicht der Arbeiter.
Bevor wir zurück ins Hotel fahren besuchen wir noch ein Buddhistisches Kloster. Zu sagen es läge auf dem Weg, wäre bei dem Umstand, dass schon wenige Kilometer Umweg stundenlange Fahrt bedeuten, glatt gelogen.
Von allen Seiten hallen repetierte Gebete, jedes in seiner eigen Lautstärke und eignem Rhythmus.Ein Mönch bläst in einem Dauerton um 17Uhr, zum Ende der Besuchszeit. Mit der gleichen Atemtechnik mit der Aborigines ein Didgeridoo spielen halten die Mönchen ganze fünf Minuten den Ton. Auch wir Brechen auf, es war wieder mal ein eindrucksvoller Tag.