Japan Reise 07.10.2012
Japan Teereise – Sonntag 07.10.2012
Um 21:00 Uhr lagen wir gestern Abend schon im Bett und ich freute mich endlich Schlaf nachholen zu können, denn durch die Blog-Beiträge komme ich immer erst so zwischen 01:00 und 02:00 Uhr Nachts ins Bett. Auf den Futon-Matratzen habe ich sehr gut geschlafen, bis 04:00 Uhr früh.
Dann ging es los im Kloster: Trommeln, Glocken, Gesang von Irgendwo her, Mantras wurden gesungen. – Dann Paukenschläge, Stille. .. Auf einmal hörte man wie viele Schiebewände auf- oder zugezogen wurden. Dieses Haus ist extrem hellhörig, man versteht jedes gesprochene Wort aus dem Nebenzimmer sehr deutlich. Dann Stille. .. Glöcklein bimmeln, ich döse wieder ein. Rummssss, Bum, Bum, Bum, Bum, Bum, Gesang im Chor .. Um 06:00 Uhr klingelte mein Handy-Wecker. Jetzt war Ruhe. .. Aufstehen, Katzenwäsche mit kalten Wasser, runter in den Speiseraum zum Frühstück, es gab Tee und Reissuppe, ich hatte mir gestern Abend schon etwas Süßes für das Frühstück besorgt. Buddha sei Dank. Nach dem Frühstück schleppten wir dann unsere Koffer wieder vier Stockwerke nach unten, der Aufzug war defekt. Nachdem das Schild am Aufzug doch schon etwas älter aussah, war wohl auch der Aufzug schon etwas länger kaputt. |
Heute geht recht früh nach ‚Uji‘, zum ‚Ujicha-Festival‘. Eine alte Tradition, bei welcher der ‚Tenchatee‘ vom Frühjahr bis in den Oktober in Steinkrügen versiegelt gelagert wurde und erst jetzt im Rahmen einer Prozession durch die Stadt getragen wird. Auf einer Brücke füllten Priester, Flusswasser mit einem Eimer in Bambusrohre ab, welche dann mit dem Tee in einen Tempel getragen wurden. Dort warteten bereits viele Menschen auf die Ankunft. Hiermit werden die ‚Drei Tee-Heiligen‘ geehrt, einer davon ist ‚Esei‘, der Gründer der Japanischen Teekultur. Eine Urne wird geöffnet, ein Teil des Tenchas herausgeschüttet und von Hand in einer Steinmühle von einem Zeremonienmeister gemahlen. Danach wird Matcha Tee aufgeschlagen, dieser wird den ‚Drei Tee-Heiligen‘ geopfert. |
Am Eingang geben die Besucher Ihre alten Matchabesen ab (sie opfern diese). Alle abgegebenen Matchabesen werden dann später gemeinsam verbrannt. Beeindruckend, wenn man so eine Zeremonie live miterleben darf. Abgesehen von unserer Gruppe, konnte ich nur ein weiteres, westliches Gesicht entdecken. |
Nach einem Bummel durch die Teegeschäfte von Uji und hier gibt es jede Menge Tee und Zubehör. Mit dem Zug ging es dann zurück nach ‚Nara‘. Vorher gab es aber noch drei Matcha-Eis für mich…. Tolllll! |
In ‚Nara‘ angekommen ging es erst einmal ins Hotel unter die Dusche. Gleich im Anschluss stand auch schon der nächste Besuch auf dem Programm. – Hochinteressant für mich: Eine Matcha-Besen-Fabrik (Chasen-Fabrik)! Nach einer Stunde Fahrzeit mit dem Auto nach ‚Takayama‘ der Hauptstadt (Dorf) für Matchabesen, sind wir so richtig auf dem Lande und wir haben noch so gar keine Vorstellung was uns dort erwartet. Dann folgt die große Überraschung. Es gibt hier keine Maschinen oder dergleichen. Japanische Matchabesen werden von Hand gefertigt und dass können wir uns direkt bei einem Meister der Zunft ganz genau ansehen. Wahnsinn. 0,3 bis 0,6 mm ist so ein Zahn von einem Matchabesen dünn. Doch langsam und jetzt ganz von Anfang an: Es gilt die richtige Bambussorte rauszusuchen, es kommen gibt über 600 Bambusarten. Freilich sind nicht alle für die Herstellung von Matchabesen geeignet. Besonders wichtig, sie müssen eine besondere Dicke und Größe haben. Sie werden ganze drei Jahre getrocknet, ehe man einen Matchabesen daraus schneiden kann und ein routinierter gelernter Meister benötigt hierfür rund zwei Stunden für einen einzigen Besen. Doch zuvor muss der Bambus noch in Wasser ausgekocht werden, um die natürlichen Fette aus dem Bambus zu lösen. Ein Jahrhundert altes Handwerk droht auszusterben! Die billige Konkurrenz aus China und Japan produziert bei weitem nicht die Qualität die ein ‚Japanischer Chasen‘ hat, dafür kosten diese Chasen auch nur einen Bruchteil von einem ‚Japanischen Chasen‘. ‚China Chasen‘ gibt es bereits ab ein paar Euro, ‚Japanische Chasen‚ beginnen ab 30,– Euro. Der Import nach Europa steigert den Preis deutlich, je nach Größe. Es gibt 80er, 100er und 120er, dies ist aber nicht die Anzahl der Zähne, wie ich bisher dachte, (nachgezählt habe ich noch nicht) sondern ist eine alte Größenangabe: 77 – 82 Zähne hat die Größe 80 85 – 90 Zähne hat die Größe 100 90 – 95 Zähne hat die Größe 120 je größer 80/100/120 desto dicker ist auch der Bambusbesen. Es gibt sie sogar aus jahrhundertealten Bambus, welcher nur noch in den ganz alten, aus Bambus gefertigten Häusern zu finden ist. Die Besonderheit: In den alten Häusern wurde mit offenen Feuer gekocht/geheizt und dies hat den Charakter des Bambus verändert! Da es heute so etwas nicht mehr gibt, muss der spezielle Bambus aufwendig und vorsichtig aus alten Abruchhäusern ausgebaut werden, was natürlich merklich ins Geld geht. Den fertig geformte Besen muss er nochmals zwei weitere Jahre lagern um nicht spröde oder brüchig zu werden. Wer schon einmal einen echten Japanischen Matcha-Besen verwendet hat, der wird den Unterschied zu den billigen Chinesischen sehr schnell bemerken und die hohe Qualität spüren. Die Lebensdauer eines ‚Japanischen Chasen‘, so versichert man uns, ist durch die durchdachte und sorgfältige Herstellung bedeutend höher als bei den anderen. Ich hätte es gar nicht geglaubt, wenn ich es nicht hier gesehen und erlebt hätte. Für alle Kunden die das Besondere lieben: Wir werden diese ‚Japanische Chasen‚ bestellen und können Ihnen diese bald im TeaHouse Shop anbieten. |
Jetzt ist es schon wieder halb zwei Uhr in der Nacht, na gut, ich musste heute auch für zwei Tage schreiben, da das Kloster in dem wir gestern waren ja keinen Internetanschluss hatte. Gute Nacht! Ihr Tea Freak Werner Merten |
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