Japan Teereise 24.05.2014

Japan Teereise – Samstag 24.05.2014

Seit langem konnte ich fast ausschlafen. Es ist fast 10 Uhr und die Sonne lacht. Ich habe mich in erstaunlich kurzer Zeit an die Futon-Matratze gewohnt. Man sagt ja hart schlafen wäre gesund. Ist ne Überlegung Wert das Bett zuhause zu entsorgen. Geweckt wurde ich weil der Boss im Nebenzimmer krach gemacht hat und das Haus durch die Schiebetüren extrem hellhörig ist. Als Teebauer ist man gewohnt um 5 aufzustehen und so warten die Morimotos natürlich leicht ungeduldig darauf, dass wir endlich am Frühstückstisch erscheinen. Da wir Europäer mit Suppe und Reis zum Frühstück auf Dauer überfordert sind gibt es Toast und Honig. Der Honig stammt von einem Bienenstock direkt neben Feld 12. Da kommt unser Shincha her. Dazu gibt’s Kafun Catechin Tee. Anders als bei den meisten Deutschen, die Blättertee trinken, gibt es bei dem Morimotos fast ausschließlich Matcha. Sie schätzen am Pulvertee (Matchatee), dass es schnell geht und man das komplette Blatt inklusive aller Wirkstoffe mittrinkt.

 


Mein Fall ist der Catechin Tee nicht. Er ist herb und hat nicht die schönste Farbe. In meinen Augen kein Tee zum
Genuss eher für die Gesundheit. Die verwendete Strauchsorte heisst Benifuki. Da wir so interessiert sind bietet
Frau Morimoto an uns die Herstellung zu erklären. Leider ist die Ernte und Verarbeitung schon bis aufs Mahlen
abgeschlossen. Als erstes geht es zum Feld. Die Benifuki hat im Vergleich zu den anderen Sorten grössere und
fleischige Blätter. Die Blätter gehen mehr ins dunkelgrüne, sind härter und wenn man sie kaut schmecken sie bitter.
Liane hat es gleich ausgespuckt.

Benifuki (Bild unten)


In der Fabrik angekommen erfahren wir, dass die Verarbeitung bis aufs Mahlen der Herstellung des Senchas gleicht.
Das Mahlen geschieht in einem abgetrennten, klimatisierten Raum der nur ohne Schuhe betreten werden darf.
Frau Morimoto zieht sich Handschuhe an und öffnet die Trommel der Mühle.



In der Trommel zerschlagen Keramikkugeln die Teeblätter. Die Kugeln haben zwei verschiedene Grössen. Der Vorteil
gegenüber der Steinmühle ist, dass auch die Blattrippen mitgemahlen werden und viel grössere Mengen verarbeitet
werden können. Die Keramikmühle der Morimotos schafft 13Kg in 40 Stunden, eine Steinmühle nur 50g pro Stunde.
Die Keramikmühle ist also fast 7 mal so schnell, allerdings wird der Tee nicht ganz so fein.



Wir fahren heute noch nach Kokubu im Süden Miyazakis und haben noch Zeit bis der Zug geht. Damit uns nicht
langweilig wird haben sich die Marimo Jungs etwas tolles ausgedacht. Sie giessen verschiedene Strauchsorten,
teilweise auch die gleiche Sorte beschattet und unbeschattet auf. Alle Sorten sind nicht final erhitzt. Mir war schon
vorher klar, dass die einzelnen Sorten sehr unterschiedliche Charaktere haben.
Es war aber doch mal was anders die Sorten ungeblendet und im direkten Vergleich zu kosten.



Es ist Zeit uns von den Morimotos zu verabschieden. Wir sind vor allem für die Herzlichkeit und natürlich Kost und
Logie so begeistert, dass wir sie September nach München einladen. Der Boss hat sogar seine Hütte als Quartier
bereitgestellt. Die Morimotos nahmen seine Einladung dankend an und im September will Herr Morimoto im Geschäft
seinen Tee aufgiessen und natürlich das Oktoberfest besuchen. Das Oktoberfest kennt hier jeder als übersetzt Bierfest.
Wir freuen uns schon. Wir werden Sie rechtzeitig darüber Informieren, wann die Morimotos im September zu uns
kommen.  Es wird ein kleiner Event am Abend werden. Oder Sie melden sich in unserem Newsletter an und dann
bekommen Sie automatisch Bescheid.

Jetzt müssen wir aber los. 16:05 Uhr geht unser Zug über Miyazaki nach Kokubu.



Nach gut dreiStunden sind wir in Kokubu. Vom Bahnhof zum Hotel sind es nur fünf Minuten, wir checken ein und
was jetzt kommt hat sogar den Weltenbummler Werner überrascht. Nach dem einchecken wollen wir noch was esssen
gehen. Das erste Lokal ist überfüllt. Wir gehen weiter und in einer kleineren Seitenstrasse sehen wir eins das wir nett
finden. Wir gehen hinein. Der Raum hat vielleicht 20 qm, 3 Tische und eine Bar. Im Lokal waren 2 Gäste und der Wirt.
Die erste Frage: ‚Seit ihr Amerikaner?‘. ‚Nein, Deutsche‘, nächste Frage: ‚Ihr arbeitet doch bei Kyocera‘, (anscheinend
gibt es hier ein Werk). Wir: ‚Nein, wir sind unterwegs, um mehr über Tee zu lernen‘. Das öffnete natürlich die Herzen
der Menschen und das ist das schöne an so einer Reise. Man kommt in Teile des Landes die kaum ein ausländischer
Tourist betritt und lernt die Leute kennen. Einer der Beiden betreibt Kyudo (Bogenschiessen) und ist gleich los seinen
Bogen zu holen, die Frau des Wirtes hat uns kostenlos eine einheimische Spezialität zubereitet, die wir nicht bestellt
hatten. Wir haben zusammen getrunken und gelacht. Sie sangen anfangs für uns, später mit uns japanische Lieder
und ein bisschen peinlich war, dass wir kein deutsches Lied zusammen singen konnten. Zum Glück kannten ich und
Liane ‚Eisgekühlter Bommerlunder‘ das wir zum Besten gaben. Ich hoffe die Japaner klatschten nicht nur aus Höflichkeit.

Es 02:00 Uhr durch, morgen haben wir viel vor, für heute reichts.. ..ab ins Bett.
Gute Nacht ihr Frank Wiebach mit Anhang.

 

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