Japanreise 2024 – 6. Mai

Frau Misa und Herr Naoki Kamimizu betreiben den Teegarten Kami-no En und zwar in der ersten Generation, wie sie das machen, wollen wir uns heute anschauen. Das Wetter ist in der Nacht gekippt und auf dem Weg vom Hotel zum Bahnhof ergießen sich Regenschauer über uns. Zum Glück bleibt es dabei relativ mild. An der Rezeption habe ich noch einen Regenschirm für umgerechnet knapp 4 € erworben. Dieser erweist sich schon auf dem Hinweg  als wichtiger Begleiter für den Tag.

Ein Blick aus der trockenen Kapsel: warum wir in Deutschland lieber schwarz sehen, anstatt den Durchblick zu haben, verstehe ich nicht.
Der Regen war im Süden tatsächlich so heftig, dass einige Züge nicht fahren konnten.
Die drei Minuten die unser Zug deswegen Verspätung hat wären bei uns Zuhause noch als pünktlich durchgegangen.

In Kawaminami steigen wir aus und werden freundlicherweise abgeholt und bis zum Eingang der Fabrik gefahren.

Ein letzter Blick nach draußen. Durch die Teefelder laufen wir heute nicht mehr, also Hausschuhe an und rein in die gute Stube.

Auch diese Fabrik hat ihren eigenen Rhythmus und diesmal ist er hektisch. Gerade wird der letzte Teil der Ernte verarbeitet. Alle Maschinen laufen, wir wuseln umher um Fotos zu machen und Naoki Kamimizu prüft mit konzentriertem Blick an jeder Ecke, ob auch alles richtig läuft. Jetzt hat erstmal der Tee Vorrang.

Während Herr Kamimizu die nötige Handarbeit verrichtet nutze ich die Gelegenheit, mir noch einmal ein paar Details anzuschauen.

Dieser Container fasst bis zu zwei Tonnen Teeblätter. Von unten wird frische Luft durch das Gitter geblasen. Hinten werfen die rotierenden Förderfinger kontinuierlich die richtige Menge auf das Förderband.

Ab und zu geht auch mal was daneben, damit der Boden, vom Tee abgesehen, absolut sauber bleibt gilt hier Hausschuhpflicht.

Kurz darauf wird es ruhiger und alles entspannt sich. Naoki ist etwas erschöpft, aber froh, diesen Teil geschafft zu haben. Es waren anstrengende Wochen mit viel zu viel Regen, das macht alles schwieriger. Bei Regen kann man nicht ernten. Regnet es zu viel, bleibt einem nur ein kurzes Zeitfenster zum Handeln, wenn dann wieder Sonne scheint, dann aber ist der Boden oft zu durchgeweichte für die Erntemaschinen.
Jetzt gibt es aber erstmal Tee, ein Gyokuro aus der Yamakai Strauchsorte als Aracha.

Das klassische Bild…
… und die andere Seite.
Eine Kleinigkeit zum Essen darf dabei nicht fehlen 🙂

Der Tee ist lecker. Er hat eine schöne Tiefe und so viel Umami, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Aber er schmeckt auch etwas strohig und die Balance fehlt ihm irgendwie. Das ist typisch für Aracha, denn dem Tee fehlt die Hiire: die letzte „Röstung“. Die Finalisierung findet aber in einem anderen Gebäude statt. Die hohe Luftfeuchtigkeit die durch das Dämpfen und Trocknen der Blätter zwangsläufig in der Aracha-Fabrik herrscht würde bei der finalen Röstung und Trocknung stören.


Einen kurzen Einblick in die neu errichtete Fabrik für die Finalisierung bekommen wir nach einer weiteren Fahrt durch den Regen.

So sieht die Hiire-Maschine aus, es gibt Ansätze den Tee zu erhitzen: über Infrarot, direkte Hitze, oder kombinierte Verfahren. Bei anderen Herstellern kommen auch Microwellen, zum Einsatz. Die Hauptsache ist, dass die Hitze bis in die Tiefe des Blatts möglich gleichmäßig eindringt.
Hier wird auch Tee gelagert; 30kg Säcke wie diese sind Standardeinheiten.
Tja, da nährt sich der Tag auch schon wieder dem Ende, es war trotz Regen wieder ein wundervoller, erlebnisreicher Ausflug, hoffentlich sieht man sich eines sonnigen Tages wieder.

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