Taiwan Teereise 2019 – 22.04.

Heute ist mal die Sonne rausgekommen. Was heißt, es sind 30 Grad im Schatten bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit. Aber eigentlich spielt das keine Rolle, denn wir fahren mit dem Zug nach Yilan südöstlich von Taipeh, und der hat eine Klimaanlage. Wir sind in einem Hotel in Nangang, einem Außenbezirk von Taipeh, das aber nur 10 Gehminuten von der Nangang Station entfernt ist. Yilan ist keine 40 Km von Taipeh entfernt, aber da der Zug das Gebirge umfahren muss brauchen wir über eine Stunde.

Dort treffen wir uns mit You, einem Pu-Er-Produzenten, mit dem ich vor zwei Jahren in Yunnan war, und Herrn Jie, einem Kannenhändler, der großzügigerweise sein Haus für das Treffen zur Verfügung stellt. Dort hat er zurzeit eine Ausstellung von Tonkannen aus Yixing. Verschiedene Künstler stellen ihre Kannen aus und ein junger Künstler ist auch da um uns einen Einblick in seine Arbeit zu geben.

Natürlich gab es gleich das obligatorische Gruppenfoto.



von links nach rechts Zhao Jie (Kannenmeister),
You (Pu-Er-Produzent), Sun Chao (Kannenmeister), Jie (Kannenhändler und Gastgeber).

 Zuerst können wir Pu Er der 2019er-Ernte probieren. Dieses Jahr ist die Ernte um 70% eingebrochen. Als Grund wird der Klimawandel genannt. Das wird natürlich den Preis für den Tee wieder in die Höhe treiben. Man kann sicher bald Pu Er mit Gold aufwiegen, nur Gold schmeckt halt nicht so gut. Das Aufgießen übernimmt eine Schülerin von Atong und einige ihrer Freundinnen.

Zwei Tees gibt es zum Probieren, einen Yi Bang und einen Ge Deng. Mein Favorit war der Yi Bang. Er war mild, süß und hatte eine leichte Marzipannote. Einen Preis gab es noch nicht, aber ich werde diesen Tee im Auge behalten. Vielleicht passiert ja ein Wunder und er ist bezahlbar.

Interessant war die Art des Aufgießens. Die Frau sagte es sei eine sehr traditionelle Art. Das Wasser wurde über Holzkohle in einem kleinen Tonkännchen erhitzt, das kannte ich bis jetzt nur bei der Zubereitung von Yancha (Wuyi Felsentee).

Auch wurde nachdem der Tee, um genau zu sein 7 Gramm auf 130 ml, in der Kanne war, eine Schale über den Einguß gelegt und mit kochendem Wasser übergossen. Die Dame sagte auf diese Art kann man den Tee wecken. Ich werde das in Zukunft auch mal versuchen.

Auch wurde auf den Gongdaobei, den Gerechtigskeitsbecher, verzichtet. Sie hat, wie in Japan üblich, den Tee alternierend ausgegossen.

Bemerkenswert war die beruhigende Wirkung des Tees. Das kann Pu Er trotz des Koffeins.

Nach einer kleinen Mahlzeit kamen wir dann zu den Kannen. Hier muss man wissen, dass es in Yixing einen besonderen Ton gibt. Man hat gemerkt, dass Teekannen aus diesem Ton den Geschmack des Tees positiv beeinflussen. Um dieses Tonvorkommen hat sich dann eine Handwerkskunst entwickelt, die bis heute besteht und zwischen Tradition und Innovation ihren Weg sucht. Die berühmte Lehmgrube heißt Huang Cao Shan und dort darf heute kein Ton mehr abgebaut werden. Allerdings befindet sich noch so viel Ton in Lagern, dass es für zwei Generationen reichen dürfte. Seit der Schließung dieser Grube hat sich auch der Preis für diesen Ton verdreihundertfacht.

Sun Chao, der anwesende Künstler, hat nach eigenen Angaben noch 2 Tonnen im Lager. Er hat zwei Söhne und falls diese auch Kannen machen wollen, sollen die mit Ton versorgt sein. Der Ton muss mindestens 3 Jahr lagern, bevor er verwendet werden kann. Je länger desto besser. Wenn man das Handwerk in Yixing lernt, ist ein Teil der Ausbildung, zu lernen jedes Werkzeug, dass man braucht selbst herzustellen. Er macht ausschließlich handgemachte Kannen, ohne Verwendung einer Form. Die Entwürfe für die Kannen macht er selbst und orientiert sich an der Tradition, bringt aber auch seinen eigenen Ideen ein. Von einer Idee zur fertigen Kanne vergehen 6 Monate und er macht maximal 6 Kannen pro Serie.

Dann zeigt er die Arbeitsschritte der Kannenherstellung.


Er klopft einen ebenen Streifen aus Ton. Es gibt bei dieser Art der Herstellung immer ein Holzmuster vom Tisch, das später im Ton bleibt.

Danach wird der Streifen auf das richtige Maß zugeschnitten.

Es wird eine Tonscheibe hergestellt, die als Formgeber genutzt wird.

Der Streifen wird um den Formgeber gelegt und die Naht mit Ton verschlossen. Diese Naht wird innen später immer zu fühlen sein und ist ein Qualitätsmerkmal. Allerdings wird diese Naht bei einfacheren Produktionen auch gern imitiert.

Mit Klopfen und Fingerspitzengefühl wird nun der Ton in die gewünschte Form gebracht.

Die Öffnung wird mit einem Deckel verschlossen.

Die erste Hälfte der Kanne ist fertig.

Die andere Hälfte der Kanne wird analog behandelt, so dass man einen geschlossenen, luftdichten Körper bekommt. Es ist sehr wichtig, dass er luftdicht ist, da die eingeschlossene Luft hilft die Form zu halten.

Es werden noch Tülle und Griff geformt, die später an die Kanne kommen.

Aufgeschnitten sieht die Kanne so aus.

Anschließend gab es noch eine kleine Mahlzeit und für mich heißt es dann wieder Blog schreiben.

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