Taiwan Teereise 24.04.-25.04.

Heute kommt das Highlight der Taiwanreise. Wir produzieren unseren eigenen Oolong. Wir werden um 9 Uhr an unserem Hotel abgeholt und fahren zu einem mit Atong befreundeten Bauern nach Mingjian in Nantou.

Mit dem Bus werden wir mit einer kleinen Pause gut 2,5 Stunden unterwegs sein. 11:00 Uhr [0:00 h] sind wir gerade auf der Autobahn und unser Blattgut wird gerade geerntet. Falls Sie sich jetzt wundern was die eckige Klammer zu bedeuten hat. Da werde ich immer die Zeit eintragen, die seit dem Pflücken vergangen ist. Pflücken ist das falsche Wort, weil unser Tee maschinengeerntet ist. Eine halbe Stunde später [0:30 h] wird das Blattgut zum Sonnenwelken ausgelegt. Gegen 12:30 Uhr [1:30 h] erreichen wir Mingjian. Zum Mittag gibt es heute nur eine Kleinigkeit. Es gibt Reis und Fleisch. Ein typisches Essen für Bauern, die nicht für Zeit für eine große Mahlzeit haben.

Unser Gastgeber heißt Chen Jun Ming und ist sichtlich erfreut, dass so eine Horde aus Europa angereist ist, um mehr über Oolong zu erfahren. Er empfängt uns sehr freundlich und ist immer für einen Scherz zu haben.

Das Wetter ist dieses Jahr wärmer als im letzten, also hat der Bauer die Blätter beim Sonnenwelken stark beschattet. Tatsächlich war es aber kälter als vorhergesagt, deshalb haben wir noch ein wenig Zeit, das Blattgut zu begutachten.

Die Strauchsorte heißt Sijichun (四季春). Wörtlich übersetzt heißt das „Vier Jahreszeiten Frühling“, oft wird die Varietät auch Fourseason genannt. Zu diesem Namen ist sie gekommen, da sie früh treibt und bis spät in den Herbst noch geerntet werden kann.

Das Sonnenwelken entzieht dem Blattgut Feuchtigkeit und macht die Blätter geschmeidiger. Punkt 13:16 Uhr [2:16 h] gibt Atong die Anweisung, dass das Sonnenwelken beendet werden kann. Das Blattgut wird auf große Bambusteller geschichtet und in rollbare Regalwagen geräumt. Wir schichten die Blätter sehr flach auf die Bambusteller. Atong sagt, viele Bauern schichten viel zu viel Blätter auf die Teller, das geht schneller, nimmt weniger Platz weg, ist aber nicht gut für den Tee.

13:50 Uhr [2:50 h] ist der letzte Rollwagen in der Fabrik und wir nutzen das Welken, um ein Ananasfeld zu besuchen. Bitte notieren, wenn man auf ein Ananasfeld geht, immer lange Hosen tragen, sonst zerkratzt man sich die Beine. Ich wusste auch nicht, dass die jungen Früchte rot sind und dann über grün zu gelb wechseln.

Zurück am Bus müssen wir noch unsere Sachen in die Unterkunft bringen und dann wieder zurück zur Fabrik. 14:30 [3:30 h] sind wir wieder an der Fabrik und fangen mit dem ersten Wenden an. Vorher kann sich jeder, der möchte, mit einer Betelnuss stärken.

Beim Wenden ist wichtig, dass man mit den Blättern sehr sorgfältig umgeht. Das Wenden ist wichtig, damit die Blätter gleichmäßig welken. Der Geruch in der Halle hat sich von Pfirsich bei unserer Ankunft zu frisch geschnittenen Gras nach dem Wenden gewandelt. Um 15:00 Uhr [4:00 h] sind wie mit dem ersten Wenden fertig.

Jetzt gehen wir wieder zurück in die Unterkunft und können kurz entspannen. Um 16:15 Uhr [5:15 h] gehen wir wieder zur Fabrik. Auf dem Weg finden wir ein schönes Beispiel für einen gebissenen Tee. Das linke mittlere Blatt ist von Zikaden gebissen worden und hat sich dadurch gerollt

Um 16:45 Uhr [5:45 h] fangen wir mit dem zweiten Wenden an. Für das zweite Wenden brauchen wir 5 Minuten weniger. Man sieht das sich die Teams langsam einspielen. Als das beendet ist, fahren wir kurz zu Atongs Geburtshaus mit seinem angeschlossenen Teegarten. Dort bekommen wir einen wirklich beeindruckenden Hongyu Schwarztee(红玉红茶). Sowohl den Tee als auch die Varietät kannte ich bis jetzt noch nicht. Sie wird offiziell als Nr. 18 geführt. Wir werden noch durch den Teegarten geführt und Atong zeigt uns stolz seine Taiwan-BIO-Kennzeichnung.

Jetzt haben wir noch Zeit für ein Essen, bevor wir wieder in die Fabrik müssen. Es ist eine ländliche aber geniale Küche. Ein Gericht war Darm und hat eigentlich wie Ente geschmeckt.

Jetzt müssen wir wieder in die Fabrik. Das dritte Wenden steht an. Wir starten um 19:35 Uhr [7:35]. Dieses Mal sind wir nicht schneller als beim zweiten Wenden. Aber Oolongproduktion ist kein Rennen. Der größten Fehler ist, schnell fertig werden zu wollen und Arbeitsschritte abzukürzen.

Die Zeit für das dritte Welken verwenden wir für eine Fragerunde rund um Tee und natürlich trinken wir auch viel Tee. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Um 22:00 Uhr [9:00 Uhr] ist das dritte Welken abgeschlossen. Man sieht, dass sie Blätter so weit sind, an der roten Verfärbung an der Stelle an der die Blätter aus dem Stängel kommen. Die Blätter haben viel Feuchtigkeit verloren, fühlen sich schlapp an und haben eine matte Oberfläche.

Es ist Zeit fürs große Schütteln. Hierzu werden die Blätter in einer großen Bambustrommel geschleudert. Dabei wird die innere Blattstruktur zerstört. Das restliche Wasser, das sich in den Stängel zurückgezogen hat, verteilt sich im Blatt und die Fermentation kann starten. Dafür ist eine hohe Drehzahl erforderlich. Mit hoher Drehzahl meine ich 9 bis 10 U/min, bei einem Trommeldurchmesser von 1,2 m. Das geht aber nur bei einem ausreichend lange gewelkten Tee. War das Welken zu kurz, kommt es im Blatt zu einem Wasserstau und der Tee wird später adstringierend schmecken.

Diese Trommeln, die wir verwenden, sind speziell für Maschinen-geschnittenen Tee. Die, die für Handernte verwendet werden haben kleinere Löcher. Durch die größeren Löcher, unserer Trommeln, werden die zu kleinen Blätter aussortiert und fallen während der Rotation zu Boden.

Um 22:40 [9:40 h] ist das große Schütteln beendet. Die Trommeln werden jetzt geleert und die Blätter wieder auf die Bambusteller geschichtet. Jetzt kommen viel mehr Blätter auf die Teller und in der Mitte bleibt ein Loch als Kamin. Dann werden die Teller wieder in die Regalwagen gestapelt. Die unteren zwei Reihen bleiben frei, weil es dort für die Fermentation zu kalt wäre.

Wir müssen zwei Durchgänge machen, da wir nur zwei Trommeln und viel Blätter haben. Um 23:30 Uhr [10:30 h] ist es vollbracht. Der Tee kann über Nacht fermentieren und wir können nach einem anstrengenden und wunderschönen Tag in unsere Unterkunft.

Wir sitzen noch lange vor unserer Pension und diskutieren den Tag und reden über Gott und die Welt.

Die kurze Nacht ist um 7 Uhr [18:00 h] beendet und zum Frühstück gibt es Reis mit Fleischeinlage.

Um 8 Uhr [19:00 h] sollen wir in der Fabrik sein, um zu schauen, wie weit die Fermentation fortgeschritten ist. Liane kann es kaum erwarten.

In der Fabrik angekommen gehen wir zuerst zu den Teeblättern. Die haben deutliche Spuren der Fermentation. Die Kanten haben sich rot gefärbt und die Blätter fassen sich schon viel trockener an.

Allerdings entscheidet nicht das aussehen, sondern der Duft darüber, ob die Fermentation weit genug fortgeschritten ist. Wenn der Tee zu wenig fermentiert, schmeckt er später adstringierend. Atong sagt, es sei soweit, und wir versuchen uns den Duft einzuprägen.

Der Tee muss jetzt erhitzt werden. Das deaktiviert Enzyme und die Fermentation wird dadurch gestoppt. Das geschieht in großen Trommeln bei 300 °C. Der Tee bleibt 7 Minuten in den Trommeln. Er darf nicht zu stark erhitzt werden, da sonst unerwünschte Röstaromen entstehen würden.

Danach wird er gerollt und in einem Etagentrockner getrocknet.

Wir probieren noch den feuchten Tee nach dem Rollen. Früher wurde oft an diesem Punkt der Produktion die Kaufentscheidung der Händler getroffen. Die Aromen sind noch viel leichter als nach der Endtrocknung. Aber der Tee hat jetzt schon eine angenehme Süße. Ich freue mich schon auf der 2019er Da Bi Zi. Wir verlassen gegen 10:00 Uhr [21:00 h] die Fabrik. Der Tee ist noch nicht fertig. Er ruht jetzt noch eine Stunde, dann wird er zu Kugeln geformt. Eine große, kommerzielle Produktion braucht mindestens 6 Stunden weniger als wir. Aber diese 6 Stunden machen die Unterschied zwischen einem Tee und einem guten Tee.

Wir fahren nach Zhushan weiter in eine Region, die für ihren Bambus berühmt ist, und als ich um 18 Uhr [29:00 h] beim Abendbrot sitze, wird in Mingjian unser Tee fertiggestellt.

Morgen werden wir mit Bambus arbeiten und ich werde berichten, was es den Rest des Tages noch zu erleben gab.

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