Japan Reise 06.10.2012
Japan Teereise – Samstag 06.10.2012
Pünktlich um 09:11 Uhr Abfahrt Shizuoka Bahnhof, mit dem Shinkansen nach Kyoto. ‚Wenn Engel auf Reisen gehen‘.. , so sagt man ja immer .. Also, das Wetter ist wieder richtig schön, es hat heute so um die 30° C und Sonnenschein pur. Besser könnte es gar nicht sein!
Heute geht es, ganz früh schon, mit dem Zug in Richtung Süd-Westen Japans, zurück nach Kyoto, dort steigen wir aber nur in einen Nahverkehrszug um, (ähnlich unserer S-Bahnen). Mit diesem Zug geht es dann nach ‚Obaku‘ (Uji), wir werden dort Mittags eintreffen. |
Jetzt geht es erst einmal in das Kloster ‚Manpukuji Tempel‘. Es ist nicht so ganz wirkliches ein Kloster, hierher kommt man für ein paar Tage, oder 1-2 Wochen, ähnlich als wenn man in Deutschland für eine Woche ins Kloster geht, um Ruhe und Entspannung zu finden. Hier übt man sich in Kaligrafie, Kampfsport (Shaolin), oder einer anderen Tätigkeit. Die komplette Anlage ist äußerst schlicht gehalten. |
Bei unserer Ankunft hören wir schon vor dem Eingang die Schreie der Kampfsportgruppe, junge Leute die von Mönchen unterrichtet werden und streng über diese Wachen. Gleich am Eingang muss man die Schuhe ausziehen und man bekommt für das Haus Pantoffeln, die natürlich (kenn ich schon) viel zu klein sind und bei denen der Fuß eigentlich fast über die Hälfe der Pantoffeln hinausragt. |
Wir bekommen jeweils einen ‚Tatami Raum‘ für zwei Personen zugewiesen. Ein leerer Raum, ca. 6 qm, mit einem Wandschrank in dem sich Futon-Betten befinden. Das Bettzeug bekommt man im Erdgeschoß, das Bett bezieht man selbst und am nächsten Morgen muss man es unten wieder abgeben. |
Die Waschräume erinnern an frühere Jugendherbergen und bieten nur kaltes Wasser, die sanitären Einrichtungen sind für uns ungewohnt, nur ‚Steh-Hock-Örtchen‘ gibt es hier, doch keines ist mit aus Europa bekannten ‚Porzellan‘ ausgestattet. |
Mittagessen gibt es in einem nüchternen, aber trotzdem gemütlich wirkenden Raum. ‚Bento-Box‘, das ist eine Box mit verschiedenen Speisen, welche die sechs unterschiedliche Weisen darstellen. |
Es geht hier um Farben und Konsistenzen, sowie um die Sinne, dies alles soll sich in den Speisen wiederfinden. Ein Mönch gibt uns hierzu eine Einweisung. |
Nach dem Mittagessen wartet schon ein Auto, dass uns in eine Matcha-Fabrik bringt. Hier wird der ‚Tencha-Aracha‘ (Rohtee für Matcha) erst Sortiert (Stängel, kleinste Teile etc. ..), um dann den reinen Tencha zu Matcha zermahlen zu können. Hierüber habe ich schon auf einer der letzten Japanreisen geschrieben. (Heute plaziere ich einige Bilder, sonst wird es für mich wieder so spät). Wie immer in Japan wird auch hier Hygiene und Sauberkeit sehr groß geschrieben und penibel umgesetzt. So mussten auch wir, um die Produktion sehen zu können in weisse Kittel schlüpfen, Haarnetz drüber, Händewaschen und die Hände anschließend mit Alkohol einreiben. ‚Tencha Tee‘ wird in Steinmühlen zu Matcha gemahlen. Es wird hier in dieser Fabrik hochwertiger Macha, wie auch so genannter ‚Koch-Matcha‘ produziert. Letzterer wird für ‚Matcha-Latte‘, Mixgetränke, ‚Matcha-Eis‘ und weitere Köstlichkeiten verwendet. |
Der hochwertige Matcha-Tee wird für die traditionelle Zubereitung, nur mit Wasser in der Matchaschale mit einem Matchabesen ausgeschlagen verwendet. |
Anschließend ging es noch in ein Matcha-Teefeld, hier wird nicht nach moderner Art angebaut, sondern nach alter traditioneller Art. Hier wachsen die Teepflanzen von ca. Mai bis Mai, ohne dass sie beschnitten werden. Nach einem Jahr sind sie dann ca. 180 cm hoch und dannach werden (ca. vier Wochen vor der Ernte) die schwarzen Netze (siehe oben auf den Stangen) zugezogen, seitlich mit Plane abgedeckt und die Teebüsche wachsen dann am Schluß fast nur noch im Schatten. Geerntet wird ausschließlich per Hand, bis zu neun Blätter am langen Stil. Es gibt bei uns nur ganz ganz wenige Matcha Tees die noch auf diese Art hergestellt werden. |
Denn diese Herstellungsart ist sehr aufwendig und deshalb auch hochpreisiger. Der Vorteil liegt hier eindeutig im Geschmack! Die so hergestellten Matchatees sind viel weicher und runder, als die modern hergestellten, die maschinell geerntet werden und wie Kabuse-Cha mit Netzen direkt auf den Büschen beschattet werden. Hierbei wachsen auch die Büsche nicht ein Jahr, sondern es wird auch dazwischen Sencha-Tee geerntet. Im TeaHouse Shop haben wir beide Varianten im Angebot. |
Am Abend gab es dann etwas Besonderes, wir gingen in einen Tempel, in dem sieben Teeschulen Ihre Kunst der Teezurbeitung vorführten, dies ist eines der großes Spektakel in der gesamten Tempelanlage. |
Im Freien, oder in den Tempelräumen, man kann hier aus drei verschiedenen Teezeremonien auswählen (Die Eintrittskarte besteht aus gedrttelten Abschnitten). Die einzelnen Teeschulen stellen sich hier unter sehr hohem Andrang vor. |
Es erfolgt eine Schwertübergabe nach einer alten Tradition, aber was, warum und worüber es genau hierbei geht, habe ich nicht so ganz verstanden. Es ist einfach etwas Besonderes! Unter den vielen Japanern haben wir außer uns nur noch drei weitere Europäer gesichtet. Als Tourist würde man wohl nie hierher finden. |
Eine ‚Vollmond Tee-Zeremonie‘, welche wider Erwarten gar nicht bei Vollmond abgehalten wird, denn das wäre zu offensichtlich, sondern sie wird dann vollzogen, wenn kein Vollmond scheint. Man stellt sich einfach vor, es wäre Vollmond. Für uns Europäer ist das schwer zu verstehen, die Zeremonie basiert auf uns fremden asiatischen Weisheiten. |
Ehe es wieder zurück in unser Kloster geht, wollten wir noch Abendessen und wir fanden, ganz in der Nähe, ein Japanisches Original, (ich denke so könnte man es am trefflichsten beschreiben). Ein Lokal, oder eine Kneipe mit nur einem Tresen, vollgeräumt mit lauter Krimskrams. Und mir einer alten Dame hinter dem Tresen, welche uns zwei einfache, (jedoch sehr leckere) Menüs anbietet. Nachdem Frau Condo (die charmante Japanerin aus Wien) und unser Teemeister mit dabei waren, klappte es natürlich auch die Verständigung hervorragend. Drei Bierchen gingen da über den Tresen, doch wir mussten um 21:00 Uhr im Kloster sein, denn dann ist Zapfenstreich! Also gute Nacht. Ihr Werner Merten |
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