Japan Teereise 26.05.2014
Japan Teereise – Montag 26.05.2014
Heute können wir länger schlafen. In der Nacht musste ich das Fenster schließen, da ich vom starken Regen geweckt wurde. Zum Glück ist der erwartete Muskelkater ausgeblieben. Nach dem Frühstück brechen wir gegen 10:00 Uhr zum Bahnhof auf. Wir besuchen den Teegarten ‚Sakura No‘. Wir fahren 40 Minuten mit einem Bummelzug bis Kagoshima-Chuo haben 15 Minuten zum Umsteigen und dann noch 30 Minuten mit dem Shinkansen bis in die Region Kumamoto. Am Bahnhof wartet schon Familie Matsumoto von Sakura No
(Wir haben einige Tees von dieser Familie im Sortiment und diese gehören inzwischen zu unseren Highlights).
Er regnet stärker und wir fahren direkt zum ersten Feld. Von einer Hälfte kommt unser Shincha Moe her. Moe ist ein altes, kaum noch verwendetes Wort für das Sprießen junger Knospen. Der Shincha von Sakura-NO (J81) ist zwei Tage vor unserer Abreise im Geschäft eingetroffen. Die verwendete Strauchsorte ist Yabukita. Es gibt nur einen geringen Ertrag, da von Strauch so wenig abgeerntet (geringere Schnittiefe) wird dass das Sortieren entfällt und trotzdem keine sichtbaren Kukis im fertigen Tee zu sehen sind.
Er kann danach vom Feld nur noch Bancha ernten. Das macht den Tee etwas teurer, aber Qualität hat ihren Preis. Auf der anderen Hälfte wird Benifuki angebaut, der zu einem schwarzen Tee verarbeitet wird. Dieser Tee wächst ganz ohne Dünger.
Viel Zeit bleibt nicht auf dem Feld da für das Mittagessen schon ein Platz in einem stylischen Restaurant reserviert wurde. Der Architekt der es designet hat, hat auch die Innenausstattung des „Tsubame“ Shinkansen entworfen. Das Essen ist lecker (Buffet) und es ist toll mal nicht auf dem Boden zu sitzen.
Herr Matsumoto erzählt uns stolz beim Essen, dass ein Szenerestaurant in Osaka in
dem die High Society verkehrt, aus hunderten Houjichas seinen ausgewählt und auf die Karte gesetzt hat.
Gestärkt brechen wir auf die restlichen Felder anzuschauen. Auf dem Weg zeigt uns Herr Matsumoto einen Wasserfall, der regional sehr bekannt ist und richtig verwunschen in einer kleinen Schlucht liegt.
In diesem Teegarten liegen die Felder recht verstreut. Sie liegen in einem Umkreis von 10 km auf einer Höhe von 300m
bis 600m. Die höheren Lagen produzieren die hochwertigeren Tees. Die Pflanzen wachsen langsamer, damit sind Blätter und Knospen kleiner und es gibt weniger Kukis. Zum großen Teil sind die Felder bei Sakura No überhaupt nicht gedüngt, das bedeutet die Felder werden ganz der Natur überlassen. Man spricht vom sogenannten Naturanbau im japanischen „Shizen Saibai“ genannt.
Dieser folgt strengeren Richtlinien wie Bioanbau. Es wird fast ausschließlich Zairai und Yabukita angebaut.
Herr Matsumoto fährt etwa einen Monat vor der ersten Ernte einmal mit der Erntemaschine über die Reihen
um sie in Form zu schneiden. Erst danach wird geerntet. So kann er die Maschine genauer einstellen und hat somit eine
höhere Qualität aber auch einen geringeren Ertrag.
Das höchstgelegene Feld (ca. 600m Höhe).
Im Vordergrund zurückgeschnittene Teebüsche die dadurch verjüngt werden.
Links ein verwilderter Teegarten. Der Besitzer musste ihn auf gesundheitlichen Gründen aufgeben. Herr Matsumoto wollte ihn nicht dazukaufen, weil er auf einen Teegarten in den Bergen gewartet hat.
Obere Teefelder (ca. 600m Höhe) – im Vordergurnd Herrr Matsumoto.
Wegen der hohen Nachfrage nach dem Sakura No Sencha hat er vor vier Jahren dieses Feld in den Bergen
auf 600 m dazu gekauft.
Neues Teefeld (über 500m Höhe)
Durch den Regen sind unsere Schuhe richtig nass geworden, inzwischen hat es aber aufgehört und sogar die Sonne schaut durch die Wolken immer mehr durch. Jetzt geht es zu den Matsumotos nach Hause.
Wir wurden in einem 100 Jahre alten Haus empfangen. Man kommt sich vor wie in einem japanischen Samurai Film.
Das ist ein unbeschreibliches Erlebnis und wer erlebt sowas schon mal, aus Tourist sicher nicht, denn dieses Haus ist Original von den Vorfahren noch.
Herr Matsumoto giesst Tees auf und erzählt dabei einiges über die Geschichte von Sakura No.
Der Teegarten wurde 1927 gegründet und wird jetzt in der 4. Generation betrieben. Ab 1931 durfte die Familie
den Tee für die Kaiserfamilie liefern. Das ist eine große Ehre und der Erlass des Kaisers (Tenno) hängt noch heute
im Wohnzimmer.
Originalfoto von 1931 auf dem die Produktion des Kaisertees gezeigt wird.
Bei der Verkostung fällt uns ‚Houjicha‘ auf, von dem Herr Matsumoto beim Essen berichtete. Er hebt sich besonders
von den anderen Houjichas durch seine ausgeprägte Süße ab, weicher Charakter, zarte Röstnuancen, .. wir waren
begeistert! Er hat überhaupt nicht die Strenge von anderen Houjichas. Ein absolutes Highlight von dem nur wenige
Kilo pro Jahr produziert werden. Für diesen Tee bringt er das Blattgut zum Rösten extra nach Kagoshima, denn nur
dort gibt es eine spezielle Houjicha-Maschine, die extrem teuer ist. Das besondere an der Maschine sind speziell
beheizte Keramikplatten auf denen der Tee zu einer 5 Meter langen Röhre transportiert wird bei dessen Durchlauf
der Tee bei 200 Grad geröstet wird. Der Vorgang wird wiederholt, dadurch ist der Koffeingehalt extrem gering.
Für dieses Jahr ist die produzierte Menge fast schon vollständig verkauft. Umso mehr sind wir begeistert, dass
wir von diesem köstlichen Tee, Aufgrund des guten Kontakts zu den Matsumotos noch 5 kg erhalten können.
Somit sind wir auf dem europäischen Festland die Einzigen die diesen seltenen Tee anbieten können.
Er wird diese Woche noch verschifft, so dass wir ihnen den Tee in ca. 2 Monaten exklusiv anbieten können!
Auf der Rückfahrt sind wir, wie der Zufall es will, in den „Tsubame“ Shinkansen eingestiegen. Das war der
Shinkansen den der Architekt des Restaurants vom Mittagessen designt hat.
Gute Nacht liebe Teefreunde.
Ihr Frank Wiebach mit Liane Regner und Werner Merten
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