Japanreise 2024 – 5. Mai

Kanaya Midori heißt diese Strauchsorte, auch aus diesen Blättern macht Familie Kadota Tee und zwar auf eine Art und Weise, die in Japan selten geworden ist.

Doch bevor wir zur Produktion kommen, müssen wieder mit dem Zug fahren. Auf dem Weg packe ich mir in einer Bäckerei noch ein kleines Frühstück zusammen, das Hotelbuffet habe ich vor lauter Reisebericht schreiben, glatt verpasst.

Nicht so schlimm, denn Backwaren schmecken tatsächlich so gut wie sie ausschauen. Auf diesem abendlichen Bild, war schon einiges ausverkauft.

Wir fahren nach Tsuno, die Kleinstadt mit ca. 9000 Einwohnern liegt etwa 50km nördlich von Miyazaki und ist von Landwirtschaft geprägt. Von den zwei bestellten Taxis trifft erstmal nur eines ein und bittet darum, schon mal mit der Hälfte der Gruppe loszufahren, weil nicht sicher ist wann überhaupt ein zweites freies Taxi verfügbar wird. Lange müssen wir dann aber doch nicht warten, bevor es eintrifft und wir zusammen losfahren.

Der Bahnhof von Tsuno

Die Fabrik liegt Rande der Kleinstadt, unauffällig, halb versteckt, nur die Felder verraten das es hier Tee gibt. Noch wenige Meter vor der letzten Abzweigung könnte man meinen man hätte sich verlaufen.

Eigentlich wollte ich nur die Unterschiede in der Produktion hervorheben um nicht noch einmal das Gleiche wie gestern zu erzählen. Beim ersten Schritt in die Fabrik ist diese Sorge jedoch vergessen, denn man spürt sofort, hier läuft alles anders.

Der Geruch ist nussiger, weniger grün. Es rüttelt und schüttelt alles, aber der Takt ist ein anderer; die Teeblätter fließen über die Laufbänder durch die Maschinen wie ein Fluss über rund gewaschene Kiesel.
Yusuke Kadota und sein Vater Junji stellen auf traditionelle Weise Kamairicha her. Im Gegensatz zu Sencha wird dieser Tee nicht bedampft sondern ausschließlich trocken erhitzt.

Die erste Station: Damit die Teeblätter in den heißen Wannen auf dem Feuer nicht verbrennt wird er von rotierenden Metallrechen ständig umher geworfen.
Die Maschine stammt noch aus den 60er Jahren.
Auf das Laufband nachgeschoben wird der Tee von Hand.
Yusuke ist immer in Bewegung, auch die Rollmaschine wird von Hand befüllt.
Letztlich landet der Tee in heiße Metallpfannen. Hier kommen keine feinen Nadeln raus, sondern ein gekräuselter Aracha, ein unsortierter Roh-Tee.
Viele Maschinen hier werden über alte Riemen angetrieben.
Überall wo man hinschaut sind die Dinge selbstgebaut, repariert und nachgebessert.
Diese Gerätschaft trennt bei Bedarf durch ein Gebläse kleine verbrannte Krümel aus dem durchgeworfenen Blattgut. Alles wird Hand betrieben, das erfordert sehr viel Erfahrung und Geschick, gibt einem aber auch mehr Kontrolle. Vater Junji arbeitet darum lieber hiermit, als mit der elektrischen Gerät dahinter.
Yusuke und ein freiwilliger Helfer (rechts daneben).

Der Kamairich von Kadota ist kein vollmundiger Tee, kein Tee mit tiefer Süße, ich würde ihn als etwas herb, grasig-frisch und klar beschreiben. In jedem Fall ist er aber sicher kein Tee, der jedem auf Anhieb zusagt und der sich von seiner Art auch in Japan abseits vom Trend bewegt. Warum man sich trotzdem so viel Mühe macht, einen solchen Tee herzustellen?
Die Geschichte von dem anderen Gast hat mir das verständlich gemacht.
Der Mann, der hier mitarbeitet ist kein eingestellter Fabrikarbeiter oder ein helfender Verwandter, sondern ein Restaurantbesitzer aus Tokio, der sich auf die Suche gemacht hat, um einen Tee zu finden der so schmeckt, wie der, den seine Großmutter in seiner Kindheit selbst hergestellt hat. Dafür sei er durchs ganze Land gereist und hat alle Kamairicha Hersteller besucht die er finden konnte. Nur hier hat er ihn letztlich gefunden, den Geschmack seiner Kindheit, einen Tee aus der Vergangenheit: rein, herb und klar. Seitdem hilft er jedes Jahr bei der Ernte und nimmt anschließend Tee mit, den er in seinem Restaurant zubereitet und verkauft.

Hier oben wachsen vor allem Yabukita Sträucher. Eine schöne Aussicht gibt es auch.
Die bekannte Yabukita-Strauchsorte aus der Nähe, die Blätter dieser Teepflanze sind relativ dünn, leicht gewellt und schmal zulaufend.
Das klassische Bild des „Teefreaks“ zwischen den Buschreihen gehört einfach dazu.
Schnappschuss von der Abfahrt.
Vor der Verabschiedung gibt es noch mal eine kleine Süßigkeit und einen sagenhaft erfrischender Coldbrew aus den aussortierten, „verbrannten“ Blattkrümeln.
Bis wir zurück am Bahnhof sind ist es schon Nacht geworden.

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