Japanreise 2024 – 7. Mai

Heute stehen zwei besondere Besuche auf unserer Reiseliste. Zu erst beim staatlichen Teeforschungsinstitut der Präfektur Miyazaki in Kawaminami und anschließend bei Shigeru und Haruyo Morimoto. Die sind nicht nur für Teebauern in Miyazaki ein Vorbild, sondern haben auch zu vielen von uns Teehändlern eine fast familiäre Verbindung. Der Zug Richtung Nobeoka fährt wie hier üblich pünktlich um 9:34 ab. Am Bahnhof in Kawaminami sammelt uns ein Großraumtaxi ein und fährt uns die letzten Meter.

Das Büro des Forschungsinstituts ist ein Bau im Siele wissenschaftlicher Schlichte, gradlinig, funktional, nicht verschwenderisch, aber eingerahmt im Grünen von Teefeldern, Wiesen und Bäumen, wirkt es idyllisch.


Am Eingang empfängt uns der Institutsleiter Herr Satō und bittet uns hinein, explizit ohne die Schuhe auszuziehen. Im ersten Stock des Bürogebäudes bekommen wir einen kurzen Vortrag zu Funktion des Instituts und kürzlichen Ereignissen wie den Besuch von Cem Özdemir in Miyazaki anlässlich eines Treffens der G7 Agrarminister.

Der Raum in dem wir den Vortrag bekommen erinnert mich an Studienzeiten.

Hier werden Kultivare gezüchtet, Pflanzenschutzmittel getestet und Maschinen entwickelt und erprobt. Um den weiter an Bedeutung wachsenden Bioanbau und seinen Herausforderungen gerecht zu werden, hat das Institut eine gesonderte Aufzucht und Anbaufläche, um die Möglichkeiten des biologischen Pflanzenschutzes zu erforschen.

Übrigens, die tatsächliche Namensgebung einer neuen Sorte erfolgt ziemlich spät zu erst wird sie lediglich mit der Reihennummer im Feld und dem zugehörigen Institut bezeichnet.

Die frühreife Züchtung aus Reihe 31 weist unter anderem, einen höheren Aminosäuregehalt auf als Yabukitapflanzen, registriert wurde sie 2016 unter dem Namen Kiari31. Ursprünglich gezüchtet wurde sie schon im Jahr 1994 durch Kreuzung der Sorten Midori Saki und Saemidori.

Nach dem Vortrag geht es raus aufs Feld.

Unterschiedliche Strauchsorten mit unterschiedlichen Grüntönen im Vordergrund. An den hinteren Feldern wird der Pflanzenschutz erprobt.
Wenn man einen zufälligen Strauch ansteuert, landet man oft bei Yabukita Pflanzen. Da sie in Japan immer noch den größten Anteil an der Teeproduktion haben, sind dementsprechend bedeutend für die Forschung. Zwischen den Reihen der verschiedenen Teesträucher könnte ich noch Stunden verbringen, nur mit dem Betrachten der einzelnen Pflanzen.
Die Maschine wurde ursprünglich in einer andern Präfektur entwickelt, um Vulkanasche von den Pflanzen zu saugen, hier wurde sie umgebaut, um Schädlinge von den Pflanzen zu sammeln.
Eine Erntemaschine, mit Sensoren und GPS ausgestattet kann sie in der Theorie selbständig die Reihen bis zum Ende abfahren und wieder wenden. Hinten in das Gerüst werden noch Säcke eingespannt in die das Schnittgut geworfen wird. Kostenpunkt ca. 80.000€.

Vor einer neuen großen Halle übernimmt dann Herr Atarashi die Führung.
Die Mitarbeiter waren besorgt um die Erdbeinsicherheit der alten Konstruktion und so wurde ein Neubau errichtet.

Hier wird uns wird eine vom Vorgänger entwickelte Maschine zur Oolong Herstellung vorgestellt, von der schon einige Exemplare in Japan verkauft wurden und in Benutzung sind.
Der ganze Aufbau dreht gemütlich sich hin und her. Erst wird mit Infrarotstrahlung das welken unter der Sonne imitiert, dann mit einem fixen Umbau das Wenden und Schütteln der Blätter wie bei der klassischen Oolongherstellung.

Auch den restlichen Produktionsweg können wir uns noch einmal sehr genau anschauen, denn soviel Ruhe und Zeit für Erklärungen hatten wir im laufenden Betrieb dafür bisher nicht.

Die Rollmaschine soll vor allem eingeschlossene Feuchtigkeit wieder gleichmäßig verteilen bevor ein weiter Trocknungsschritt kommt, nach diesem wird dem Tee die Nadelform gegeben. (s. Reisebericht vom 4.Mai )
Nein, das Bild ist nicht von weit oben aufgenommen. Es gibt fast alle Gerätschaften in einer Miniversion, so kann man mit keiner Menge testen. In dieser Halle können auch Teebauern der Präfektur gemeinsam mit den Forschen die Produktionsanlage nutzen um zu experimentieren.

Es folgt eine Teeverkostung, die nicht nur für uns sehr Interessant ist, sondern auch für die Forscher am Institut, den Teehändler aus Europa sind eine Zielgruppe die man sonst nicht für direkte Rücksprache vor Ort hat. Wir bekommen zwei Senchas jeweils als Aracha und als finalisierte Version, zwei Sorten schwarzen Tee, und drei Oolong-Versuche aus unterschiedlichen Japanischen Strauchsorten.

Während wir die Blätter anschauen und riechen können wird die erste Kostprobe vorbereitet.
Bewertungsbogen auf Japanisch.
Oolong aus den Strauchzüchtungen Unkai und Tachiho. Noch nie Gehört? keine Sorge die kannte ich davor auch nicht. Zum Vergleich gibt es auch einen Yabukita-Oolong.

Will man in Miyazaki jetzt Oolongs und Schwarztees herstellen? Ja und Nein. Der Hase liegt wo anders Begraben; Die begehrte erste Ernte erzielt als Sencha hohe Preise. Die zweite Ernte ist aber für viele auch zweite Wahl. Das Angebot groß, die Nachfrage klein und der Preis den die Bauern für ihren Tee bekommen dementsprechend niedrig. Würde man daraus allerdings einen guten Oolong oder Schwarztee herstellen, sähe das anders aus, so die Hoffnung. Die Oolong Herstellung, die viel Handarbeit und Erfahrung erfordert, weitgehend zu automatisieren und anzupassen, stellt für die Japaner eine große Herausforderung da. Die Muster die wir verkosten sind sehr orthodox gestaltet. Mich erinnern sie aromatisch an unseren Tie Guan Yin 314. Der ist sicher auch das chinesische Vorbild, um an den Tee geschmacklich heran zu kommen fehlt es ihnen aber noch an Intensität und vor allem Ausdauer.

Was ist die Bestmögliche Lagerung? wir Fragen nach. Das Institut Lagert den Tee in solchen Packungen vakuumiert und gekühlt bei 5°. Kälter wäre schlicht zu Aufwendig.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Wir müssten los schließlich geht es heute noch zu Familie Morimoto und ein Mittagessen brauchen wir auch. So einfach lässt einen niemand in Japan gehen, wir werden noch bis zum Restaurant von Herrn Satō begleitet.

Kurze leckere Pause, dann geht es auch schon wieder weiter.

Als wir um 16:30 zu Familie Morimoto aufbrechen, weiß ich das heute ein langer Tag wird. Doch das Treffen ist angenehm, weniger Formal. Haruyo lädt uns ein Reinzukommen ihr Mann ist grade noch beschäftigt. Statt einer Fabrikführung finden wir uns im Wohnhaus ein und ich bewundere das erste klassisch japanische Haus, das ich von innen sehen kann.

Die Atmosphäre ist gelöst, wenn Shigeru spricht geht es nicht nur um den Tee, sondern um die Menschen dahinter und ihrer Beziehung zur Natur.

Er kennt die Teebauern und Forscher im Umland, ist Informiert darüber wen wir die letzten Tage besucht haben. Mit einem vom Institut hatte er früher auch mit Oolong-Herstellung experimentiert, der Mitarbeiter konnte das sehr gut. Viele Arbeiten haben dieses Jahr die jüngere Generation übernommen, das machen sie gut. Überhaupt spricht Shigeru immer gut von Anderen, nur für sich selbst hat er ein strenges Urteil, der Tee diese Jahr ist nicht so geworden wie gewollt, es gab zu viel Regen. Für uns gibt es aber keinen Grund beunruhigt zu sein, etwas an seinem Tee auszusetzen hat er immer, egal wie unglaublich Gut der am Ende geworden ist.

Die Töchter sind grade bei der Ernte in einer entfernten Parzelle alleine. Sie müssten jetzt jeder Zeit eintreffen, Shigeru macht sich deswegen ein bisschen Sorgen, wenn sie länger brauchen gibt es vielleicht ein Problem.
Die Sorgen sind unbegründet, die Töchter treffen kurze Zeit später mit einem Wagen Säcke voll mit Teeblättern ein.

Da schauen wir doch noch kurz in die Fabrik, die Anlieferung haben wir noch nicht live erlebt.

Dampf steigt auf, die Maschinen laufen wieder.
Wegen dem Regen sind die Stängel und Blätter in die Länge geschossen. Auffällig groß wirken dementsprechend Stielhäute und Stängel bevor sie aussortiert werden.

Ob wir noch ein Bier mit ihm Trinken wollen? Aus dem Bier ist schnell ein stattliches Abendessen geworden.

Als wir uns spät Abends verabschieden, meint Haruyo, wir müssen uns keine Gedanken wegen der Umstände machen, im Gegenteil, die Energie die wir ins Hausbringen gibt ihr Kraft, weil sie sich auf sie überträgt.

Trackback von deiner Website.

Kommentieren